Bremse hinten überholen

  • Hier ein bebildeter Thread zu meiner Wochenendbeschäftigung. Die Bilder zeigen den Zusammenbau, Zerlegen geht umgekehrt.


    Verwendete Werkzeuge: Siehe die Bilder, zusätzlich ein Schraubstock, Dremel mit Kunststoffbürste (für die Nuten), ein Ultraschallbad, und natürlich "übliches" Werkzeug. Ich verwende seit Jahrzehnten das Silikonfett, hochviskos. Es ist bestens gummiverträglich und verbleibt wegen der hohen Viskosität an Ort und Stelle. Die zahnärztlichen Instrumente sind sehrn hilfreich für das Reinigen von engen Stellen. Der Spatel kratzt Modder sehr schonend weg. Das Teil mit dem Kugelkopf ist prima, um Gummimanschetten in Nuten einzufädeln, ohne das Gummi zu verletzen.


    Das abgebildete Spezialwerkzeug habe ich aus PVC-Vollmaterial auf der Drehbank hergestellt. Es hat sich i.V.m. einem Schraubstock bestens bewährt. Wer es geliehen bekommen möchte, einfach Bescheid geben.


    Schließlich ist der Pin dargestellt, der den Zylinder in der Zange hält. Wer einen braucht, Bescheid geben, den habe ich flott gedreht, ist ja ein sehr einfaches Formteil.

  • Der Aufbau des Kolben sowie sein Innenleben ist in diesen Bildern gezeigt. Zu beachten ist, dass der Kolben eine Tasche zeigt. Diese muss nach oben weisen, damit eine vollständige Entlüftung des Zylinders möglich ist. Aus dem gleichen Grunde darf die Platte diese Tasche nicht abdecken.

  • Besonderer "Spaß" ist der Handbremsmechanismus. In englischen Manual ist für die Demontage des Hebels die Verwendung eines Durchschlages als Möglichkeit beschrieben. Da man den Mechanismus ohnehin nicht ohne ein Spezialwerkzeug wieder zusammen bekommt, sollte auch die Demontage damit erfolgen, da sonst die Lagerbuchsen des Hebels Schaden nehmen könnten.


    Achtung: Im ersten Foto ist der Keil verkehrt herum hingestellt, das dicke Ende gehört in die Gabel.


    Bei den Tellerfedern ist auf deren Orientierung zu achten. Die Tellerfedern sind vor dem O-Ring aufzufädeln. Der O-Ring muss über die Schnecke und den anschließenden Absatz geschoben werden, wozu er gedehnt werden muss. Um Beschädigungen des O-Rings durch scharfe Kanten zu vermeiden, umwickele ich Bereiche, über die der O-Ring hinweg gezogen werden muss, mit Klebeband.


    Die Montage des Hebels mit dem Spezialwerkzeug empfiehlt sich so, dass der Hebel von unten eingeführt wird, da man dann von oben hinein schauen und den Keil ggf. richtig stellen kann. Nach dem Ansetzen des Spezialwerkzeuges, bei lose eingelgter Gabelfeder, wird der Schraubstock soweit angezogen, bis der Widerstand größer wird, also die Tellerfedern auf Anschlag sind. Dann läßt sich der Heben leicht einführen, wenn der Keil ggf. mit einer Pinzette in passende Stellung gebracht ist.


    Die Gabelfeder ist zunächst lose und muss eingehakt werden. Dies gelingt nur, wenn der Keil genau mittig steht. Das kann man mittels eines dünnen Durchschlages einfach einstellen. Die Gabelfeder hat zwei Funktionen: seitliche Anschläge für den Keil sowie Vorspannung der Hebelwelle. Sie läßt sich leicht mit der Hand einhaken, wenn der Keil mittig sitzt.

  • Die Kobendichtung und den Kolben hinein zu drehen ist "normale" Arbeit und nicht dargestellt, ebenso wenig, wie die Montage der Staubkappen. Darauf achten, dass der Kolben am Ende richtig steht, nämlich mit der dünnen Linie neben der Nut nach oben (somst gelingt die Entlüftung nicht). Der Zusammenbau von Zylinder und Zange, ggf. mit neu angefertigtem Pin und erneuerter Feder, ist ebenfalls "Standard". Ich verwende Kupferpaste zwischen den beiden Teilen.


    Und fertig. Wer Fragen hat, auch zur Funktionsweise der automatischen Handbremsnachstellung, der frage gerne.

  • hi Bernhard,
    perfekt, Bilder und Beschreibung.
    Werkzeug 1 und 2 könnten vom Zahnarzt sein.
    Ich habe in den 90zigern eine Bremse (das Handbremsteil) komplett zerlegt (O-Ring Wechsel)
    und mit Schwierigkeiten wieder zusammenbekommen, bei der zweiten Bremse
    habe ich mir das Zerlegen danach geschenkt und nur gefettet...
    weiß nicht mehr genau, was ich genommen habe um die Feder zu komprimieren einfach zu lange her..


    Wegen der dünnen Linie, Kolbenposition, darauf habe ich später nie mehr geachtet - bei dem vielen Drehen
    vom Kolben, aber werde mal beim nächsten Belagwechsel darauf achten.


    Stelle aber fest, das Du die abgespeckten dünnen Bremsklötze hast, die originalen haben
    fast einen doppelt so dicken Belag. (Habe meine neuen dünne Klötze nach der Lieferung zurückgeschickt)


    Viele Grüße
    Peter


    normalerweise sind sie ja nie gleich abgelaufen, sodass ein Wechsel ansteht wenn die dünnen Beläge
    noch 1-2 mm weiter runter sind. Die Beläge, wie sie original im Matra gehören, sind die Dicken.


    Die dicken Beläge sind natürlich von vorne, habe das nicht beschrieben im Anhang, sorry.... ;( war nur als Beispiel...
    die ORIGINAL Beläge für hinten sind genauso dick - nur haben sie ein NASE.. habe leider keine dicken Beläge
    für hinten zur Ansicht...

  • Werkzeug 1 und 2 könnten vom Zahnarzt sein.
    ...


    Nicht "könnten", sondern sind. Das hat Bernhard selber ganz oben geschrieben. (Erst lesen, dann posten!)


    ... bei der zweiten Bremsehabe ich mir das Zerlegen danach geschenkt und nur gefettet. ...


    Macht ja auch Sinn wo man Bremsen doch üblicherweise immer beidseitig bearbeitet. So hast Du jetzt auf den einen Seite einen neuen O-Ring und auf der anderen Seite einen alten O-Ring. Toll! Nebenbei: Wenn man es auf der einen Seite geschafft hat, klappt es gleich anschließend auf der anderen Seite mit der frischen Erfahrung meist deutlich schneller und einfacher.


    ... Stelle aber fest, das Du die abgespeckten dünnen Bremsklötze hast, die originalen haben fast einen doppelt so dicken Belag. (Habe meine neuen dünne Klötze nach der Lieferung zurückgeschickt)


    Das stimmt leider. Was als Neuteil geliefert wird ist deutlich dünner, fast schon zu dünn.

  • Das mit den dünnen Bremsbelägen ist interessant, vor allem auch weil bei "vermoderten" Bremszylindern ja die Probleme meist gerade bei relativ weit ausgefahrenen Kolben auftreten. Das ist dann das, was Werkstätten mit "Bremse gängig gemacht" in der Rechnung ausweisen (= Kolben mit Gewalt zurück gesetzt + neue, dicke Beläge). Aber bei überholtem Sattel dürfte das eher weniger relevant sein. Bei gleichem Belagmaterial halten Beläge hinten meist mehr als doppelt so lang, wie Beläge vorne. Möglicherweise haben die dünnen Beläge auch ein anderes (weniger schnell verschleißendes) Belagmaterial als die Dicken, müßte man mal nachfragen. Technisch machen die dünneren Beläge jedenfalls bei überholten Sätteln keinen Unterschied.


    Ja, ich werde auch den anderen Bremssattel jetzt genauso überholen, es ist zumindest beruhigend, das gleich achsweise zu machen. Weil wenn der eine Zylinder Mucken macht, ist es vermutlich bei der anderen Seite auch in näherer Zukunft fällig.Die Schläuche werden bei der Gelegenheit auch gleich erneuert, rein vorsorglich.


    Bei den Eingangsposts vergessen: Dank an S. für die schnelle und unkomplizierte Lieferung, alles passte auch perfekt. Das ist leider nicht selbstverständlich, als ich für einen Dunlop Girling Sattel mal neue Edelstahlkolben gekauft hatte, stellte sich heraus, dass diese ein paar Hunderstel zu groß waren, die mußte ich auf Maß herunter feindrehen. Immerhin besser zu groß als zu klein.

  • Wichtig (nach genauem Blick):


    Die abgebildeten dicken Beläge in Peters Post sind nicht brauchbar, weil die Rückseite keinen Vorsprung trägt. Dieser Vorsprung ist aber notwendig, um zu verhindern, dass der Kolben sich drehen kann. Er sitzt außermittig in der Nut des Kolbens und sichert diesen so gegen Verdrehen des Kolbens. Andernfalls funktioniert der selbstnachstellende Mechanismus der Handbremse nicht richtig. Denn die Gewindebuchse im Kolben dreht sich (absichtlich so konstruiert) nur sehr schwergängig in der Platte im Kolben, trotz des Rollenlagers. Maßgeblich ist dabei auch die radiale Klemmkraft der Schraubenfeder im Kolben, die recht hoch ist.


    Die dünnen Beläge in Peters Post scheinen den Vorsprung auch nicht zu tragen? Die von S. gelieferten Beläge haben jedenfalls diesen Vorsprung.

  • Hi Bernhard,


    das war ein Belag von vorn als Demo, nun aber die von hinten....
    sind in etwa doppelt so dick wie Deine NEUEN...


    Grüße
    Peter


    P:S. das sind alles Bilder, welche ich 2016 an unseren TOP Händler geschickt habe ….


    Anbei Belag Wechsel Info bei 465880 km (Laufzeit 62000km) dieser ist mindestens für die gleiche Km Leistung gut
    und hat etwa die Stärke von deinen neuen Belägen. Das kann mindestens erwartet werden vielleicht sogar mehr
    da ich damit 6 Jahre gefahren bin.
    Ich behalte diese als Reserve, neue habe ich nicht liegen für hinten, für vorne ja...

  • Ja, Peter, so müssen die von der Rückseite her aussehen. :thumbup:
    Das scheinen aber jetzt Deine Dünnen zu sein?

  • Bernhard,
    der linke Belag (Beläge hinten) ist der nachgelieferte (aber auch nicht so dick wie sie mal waren)
    der daneben (rechts) der zu dünne Belag - wurde zurückgeschickt.


    Der alte Belag (62000km) ist noch dicker als der nachgelieferte Belag...
    Fahre jetzt erst mal alle meine gebrauchten Beläge (hinten) ab, habe noch 2 gute Sätze...
    also für mindesten 120 000km...


    Viele Grüße
    Peter


    … wegen deiner Frage, warum die hinteren Beläge jetzt so abgespeckt sind - seit ein paar Jahren - einfache Antwort
    " Umsatz" die halten hinten einfach zu lange, ca. 2-3 mal so lang wie die Vorderen... wie auch die Bremsscheiben...
    wird öfter auf der Autobahn mal über 180 kmh gefahren + Langstrecke, gibt es auch Bremsstaub hinten in den Felgen...


    Gibt es viel Bremsstaub hinten in den Felgen, dann ist der Kolben schwergängig (interne Korrosion oder klemmt) oder die
    Aufnahme von den Bremsklötzen ist verrostet (
    oder hat Farbreste, wenn sie lackiert wurden).
    Test, ohne die Feder müssen die Klötze leicht in die Aufnahme von der Bremse gehen. Bei mir
    kontrolliere ich das alle 2 Jahre. Ist der Verschleiß der Klötze unterschiedlich ist auf jeden Fall
    Aktion angesagt - umgehend, dann lässt sich der Matra auch nicht mit 2 Fingern ziehen...


    Standartmäßig werden die hinteren Bremskolben alle 2 Jahre etwas herausgedrückt, vorher die Staubkappe ab,
    der blanke Part vom Kolben ca. 1cm sichtbar,
    Bremspaste etwas verdünnt drauf (wie dicke Suppe) und reingedreht - und das war es schon für die nächsten 2 Jahre...
    der Kolben ist dann ganz reingedreht, wenn die blanke Fläche mindestens 4 mm in den Zylinder verschwindet,
    ansonsten geht die Bremse mit den neuen dicken Klötzen nicht auf die Bremsscheibe (manche schleifen dann die Bremsklötze
    etwas ab, gelesen hier im Forum...………) ist aber 100pro nicht nötig.....
    Als Abschluss noch Kupfer Paste auf die Schiebeflächen vor dem Zusammenbau der Bremse, perfekt...
    das mal als Info für die neuen Matra Besitzer.


    Das ist eigentlich die Wartung - alle 2 Jahre-
    Bernhard hat die Grund Überholung beschrieben - einmal im Matra Leben.


    Habe mal im Anhang die Nut im Bremskolben hervorgehoben,
    soll im eingebauten Zustand nach oben zeigen, wie es Bernhard beschrieben hat -
    wegen der internen Entlüftung.


    Habe noch einen Tipp
    Auf den Bremsbelag von der Kolbenseite etwas Doppelklebeband - Leinen - manchmal
    klappern sie, wenn da keins ist, ist sehr nervig...
    hört sich an als wenn sich was zerlegt. Original war das Tape früher von Haus auf drauf - nun nicht mehr.
    Auf dem Bild (Belag 62000 km) sieht man noch die Reste...


    Falls es aus irgendeinen Grund die dicken originalen Beläge (für hinten) nicht mehr lieferbar sind,
    baue ich an den Belag, an der Kolbenseite, eine Verdrehsicherung ein für den
    Bremskolben ( M3 Edelstahl plus gesichert - verstemmt) - 5min Job... für die
    nächsten 100 000 km - überlebt dann den MATRA....
    ansonsten sind die Beläge vorn + hinten baugleich.

  • So, die rechte Seite (Sattel + Bremsschlauch) ist jetzt auch komplett überholt, beim Zweitenmal ging es natürlich erhebich schneller, zumal der Druckstempel für die Tellerfedern der Handbramse jetzt ja schon hergestellt worden war. So richtig gut sah diese Seite auch nicht wirklich aus.


    Jetzt besteht das Vehikel den Peter Georgi 2-Finger Test ;) mühelos (natürlich funktionieren die Sättel auch :D). Entlüften mit der Vakuumtechnik geht auch spielend leicht.


    Beste Grüße,
    Bernhard

  • Ja, Michael, die ist wirklich gut. Dein Link ist das neueste Update, es gab ja auch mehrere Vorversionen.


    Das wäre doch auch mal eine Idee. Dass ein Forist für ein bestimmtes (anderes) Thema einen Entwurf einer solchen schönen Dokumentation erstellt. Und diesen zunächst hier einstellt zwecks Diskussion und dann eine finalisierte Fassung hier im Forum downloadbar eingestellt wird. So, dass auch Forenexterne das downloaden können.Nur mal als Beispiel: Zerlegen und Überholen eines Bagheera Verteilers.


    Ich würde ja auch den Anfang machen, nur leider gibts derzeit bei meinem Vehikel nichts zu tun außer ein Stabigummi hinten zu erneuern, das ist jedoch so simpel, dass es ein Dreizeiler würde, mit vorher/nachher Fotos, wo man keinen Unterschied sieht :D .


    Beste Grüße, Bernhard

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