Hallo zusammen,
da ich den Eindruck habe, dass mir in diversen Threads ein Originalitätswahn oder -fetisch nachgesagt wird und die Threads dadurch oft vom Thema abschweifen (Andis Zündspulenthread ist z.B. ein Scheinwerfer Elektro Pneumatik Thread geworden), habe ich hier mal einen Thread zum Originalitätsthema aufgemacht und hoffe, dass wir uns hier zu den verschiedenen Aspekten ernsthaft austauschen können und die anderen Threads damit entlasten können.
Bei meinem Wagen ist auch nicht alles original und ich verwehre mich auch nicht gegen sinnvolle Änderungen. Bei anderen Änderungen erschließt sich mir nur nicht so Recht der Sinn und der damit verbundene Aufwand.
- Viele originale Nietverbindungen sind bei meinem Wagen inzwischen geschraubt, weil sich das leichter wieder öffnen lässt und die Kraft einer Schraubverbindung besser dosierbar ist als die einer Nietverbindung. (Befestigung der Schwellerverkleidung an der Unterkannte, vordere Kotflügel teilweise, Wanne unter der vorderen Haube, innere Türöffner (Nieten müssen beim Fensterheberausbau aufgebohrt werden), Gummilippen der Front- und Heckmaske)
- Armaturenbrett mit Alcantara (gleiche Sorte wie die neu bezogenen Sitze) bezogen, damit sind die Spiegelungen des relativ glänzenden Armaturenbretts in der Frontscheibe komplett weg.
- Blaupunkt Cassettenradio aus einem Renault 19 (mit RDS nicht ganz zeitgenössisch), dafür mit Bediensatelliten hinter dem Lenkrad deutlich bequemer bedienbar als an dem originalen Einbauort
- Kabel für die Bremsbelagüberwachung sind schon lange nicht mehr dran, das funktioniert sowieso nie und den Punkt derart verschlissener Beläge erreicht man bei sorgfältiger Wartung ohnehin nicht (Falls doch: Das Schleifen von Stahl auf Stahl ist durchaus akustisch wahrnehmbar, also auch eine Art der Überwachung.)
- Seilzug für die manuelle Scheinwerferbetätigung fehlt, Verriegelung gegen Öffnen der vorderen Haube bei ausgefahrenen Scheinwerfern ebenfalls. Beides schon durch Vorgänger entfernt, verbastelt. Braucht man ja auch nicht wirklich, aber wegen der Originalität könnte ich es ja mal ein- bzw. nachbauen.
- Schaltgestängemodifikation wg. konstruktiver Schwachstelle, im Detail hier beschrieben:
Mehr Kugelgelenke am Schaltgestänge -> weniger Spiel - Und eine elektrische Benzinpumpe habe ich auch noch vor die nach wie vor vorhandene mechanische Benzinpumpe in den Schlauch eingeschleift. Begründung: Obwohl alles technisch in Ordnung ist, braucht es mit der mechanischen Spritpumpe nach längerer Standzeit recht lange, bis der über den Anlasser gedrehte Motor mit der mechanischen Spritpumpe die Schwimmerkammer wieder flutet. Das belastet den Anlasser und die Lager des Motors, die bei dieser geringen Drehzahl nur mangelhaft geschmiert werden. Das Vorfluten mit der elektrischen Bezinpumpe verkürzt den Startvorgang und schont den Anlasser, den Motor und die Nerven der Nachbarn.
Ich habe zum Beispiel auch den aktuell bei Ebay angebotenen Peugeot Turbomotor, der schon in einem 2.2er drin war, hier ins Forum gebracht. Das wäre für mich durchaus noch ein anspruchsvoller, zeitgenössischer Umbau, der eine deutliche Leistungssteigerung bringt. Wer so etwas haben will, warum nicht. In diesem Zusammenhang würde ich mich dann auch nicht gegen andere Bremsen oder Fahrwerksmodifikationen verwehren obwohl es mit der Originalität hier schon grenzwertig wird.
Wo mir aber das Verständnis fehlt: Wenn nur um des Bastelns willen funktionierende Systeme verändert werden ohne dass sich daraus ein echter Nutzen ergibt, im Gegenteil sogar neue potentielle Schwachstellen entstehen (Heißlaufen einer elektrischen Unterdruckpumpe) und gar weitere Überwachungen (Überwachung der elektrischen Unterdruckpumpe) erfordern:
- Das Kühlsystem unserer Murenen hat den ganz normalen Stand der Technik der 80er Jahre und dabei sogar eine damals (teilweise heute noch) nicht selbstverständliche analoge Temeperaturanzeige, wo andere Wagen mit einer anfälligeren und damit fragwürdigeren Anzeigelampe auskommen mussten. Der einzige Unterschied zu der großen Masse der Wagen mit Frontmotor sind die langen Wege zum Kühler. Daher kann man über eine alternative Lüfteransteuerung (im einfachsten Fall ein Überbrückungsschalter) noch diskutieren. Der Kühlwasserstand wird aber damals wie heute visuell bei der Inspektion überprüft, ein Ausfall der Kühlung durch Überprüfung der Schläuche, Pumpe etc. und deren rechtzeitiger Tausch vermieden und falls es doch zum Kühlwasserverlust während der Fahrt kommen sollte, wird dieser rechtzeitig durch die ansteigende Temperatur signalisiert. Die Zeit und den Aufwand für die genannte Wartung muss man ohnehin aufbringen, warum dann noch dazu der Aufwand für ein zusätzliche Überwachung? (Nur weil es technisch möglich ist und Rentnerautos wie z.B. Benz so etwas haben)
- Der Unterdruck aus dem Ansaugtrakt wird bei Millionen von Fahrzeugen ohne Probleme für den Bremskraftverstärker verwendet. Bei unseren Bags und Murenen wird dieser Unterdruck - meines Erachtens erfolgreich - auch noch für die Scheinwerferbetätigung verwendet. Das halte ich für ein erhaltenswertes Detail. Wie schon beim Kühlwasser gehört hier eben etwas Wartung (Überprüfen, ggf. ersetzen und das Ventil mal reinigen) dazu. Und wenn man daran noch etwas im ursprünglichen Sinne optimieren will oder wollte: Dann wäre das doch einfach eine unmittelbare Überwachung des gespeicherten Unterdrucks, wie sie beim Murena wohl vorgesehen war (Anzeigelampe für Unterdruck in der Betriebsanleitung optional beschrieben) und beim Bag sogar tatsächlich vorhanden war. (Bin mir da jetzt nicht ganz sicher, bitte bei Bedarf korrigieren.)
Ich erhoffe mir ein sachliche DIskussion ohne persönliche Angriffe. Am Ende kann ohnehin jeder machen, was er will. Aber wie können uns hier dafür einsetzen, dass unsere Matras nicht unnötig verbastelt werden. So viele gibt es nicht mehr und dem Ansehen der Marke tut es auch gut. Oder wollen wir den Murena und dieses Forum als Plattform für Basteleien aller Art?
Gruß Horst